Konventionelle Schweinemast nach höheren Tierwohl-Standards
Wie sieht das Leben aus für ein Mastschwein aus einer konventionellen Schweinemast mit höheren Tierwohl-Standards? Das möchten wir mit dem 3. Diorama unserer Sonderausstellung „Sauwohl“ illustrieren.
Betriebsstruktur
Im dritten Diorama ist ein konventioneller Schweinemastbetrieb abgebildet, der sich an höheren Tierwohl-Standards orientiert. Rein rechtlich ist dieser Betrieb an die allgemeingültige Gesetzeslage gebunden, es gibt jedoch verschiedene Bestrebungen seitens der Landwirtschaft, des Tierschutzes, des Handels und der Politik nach „mehr Tierwohl“. Hier gibt es bislang keine einheitliche Regelung, was das im Detail bedeutet. Wir haben uns bei der Planung dieses Bauernhofes daher an den Lösungsansätzen für eine zukunftsfähige Mastschweinehaltung orientiert, die von den Landesanstalten und -ämtern für Landwirtschaft und Landwirtschaftskammern aus ganz Deutschland erarbeitet wurden (Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Schwein - Mastschweine). Ein Landwirt, der sich für ein solches Haltungssystem entscheidet, betreibt nach wie vor konventionelle Landwirtschaft, jedoch mit dem Anspruch einer tierwohl- und umweltverträglicheren Alternative.
Schweinemast
Im Wesentlichen bedeutet das, dass den Tieren eines solchen Betriebs mehr Platz als vom gesetzlichen Mindeststandard vorgegeben, zur Verfügung steht. Auf ein Mastschwein kommen folglich ca. 1,3 m² Stallfläche - unabhängig vom Körpergewicht der Tiere. Da diese Haltungsform keine klare und einheitliche Regelung aufweist, haben wir uns beim Bau an Richtwerten orientiert. So sind die Buchten des Stalls in einen Liege-, Aktivitäts- und Fressbereich sowie einen Kotbereich strukturiert. Die Bodenbeschaffenheit unterscheidet sich je nach Funktion des Stallbereichs. Während der Liege- und Aktivitäts-/Fressbereich einen befestigten Boden hat, ist der Kotbereich mit einem Spaltenboden ausgestattet. Auslauf und Einstreu sind bei diesem Haltungssystem optional, es wird jedoch für eine erhöhte Frischluftzufuhr über steuerbare Jalousien an den Fronten gesorgt.
Durch das erhöhte Platzangebot ist das Haltungssystem darauf ausgelegt, die Ringelschwänze der Tiere nicht kupieren zu müssen. Auch hier kann man jedoch von keinem einheitlichen Verbot sprechen, sondern eher von den Bestrebungen auf das routinemäßige Kupieren bei Ferkeln verzichten zu wollen.
Ferkelproduktion
Da die Ferkelproduktion nur dargestellt ist, um die unterschiedlichen Haltungsbedingungen der konventionellen vs. Bio-zertifizierten Zuchtsauen zu illustrieren, ist auch auf diesem Betrieb keine eigene Ferkelproduktion abgebildet. Die Mastschweine kommen aus der gleichen Produktionsstätte wie die Tiere der industriellen bzw. konventionellen Schweinemast. Dies ist über den LKW mit der Ferkelanlieferung symbolisiert.
Die Haltungsbedingungen konventioneller Zuchtsauen sei dennoch kurz beschrieben: Die Ferkelproduktion für die konventionelle Schweinemast ist untergliedert in mehrere Stationen. Die Sauen werden einen Großteil der Zeit in der Gruppe in sogenannten Warteställen gehalten. Vor und während der Besamung befinden sie sich hingegen in der Einzelhaltung in sogenannten Besamungsbuchten. Die Besamung erfolgt in der Regel auf künstlichem Wege; der Eber wird lediglich gebracht, damit die Sauen in die Rausche kommen. Die trächtigen Sauen kommen wieder gemeinsam in einen Wartestall. Fünf Tage vor und drei bis vier Wochen nach der Geburt der Ferkel werden die konventionellen Zuchtsauen wieder von der Gruppe separiert und einzeln gehalten. Hierbei werden sie in sogenannten Kastenständen fixiert - die Möglichkeit zur Bewegung wird dadurch vollständig unterbunden. Nach drei bis vier Wochen werden die Ferkel von der Muttersau getrennt und kommen in die Ferkelaufzucht. Für die Zuchtsau beginnt nach wenigen Tagen der Regeneration der Produktionszyklus erneut.