Tractorpulling

Hoch die Räder zum Gebrüll. Ein weiterer technischer Leckerbissen unter den Knopfdruckaktionen ist zweifellos auch das Tractorpulling im Bayern-Abschnitt vom Knuffingen Airport.

Wie in Wirklichkeit in vielen Fällen auch, zieht der Traktor hier einen „weight transfer sled“: Das ist ein Anhänger mit beweglichem Ballast, der über die Zugstrecke immer weiter nach vorne rutscht und dabei eine unter dem Anhänger angebrachte Bremskufe zunehmend belastet. Dadurch wird durch die zunehmende Gleitreibung der Kufe der Widerstand des Anhängers stetig erhöht und verlangt dem Zugfahrzeug über die Distanz immer mehr an Kraft ab, bis die Räder die Haftung verlieren und durchdrehen.

Das war nun aber etwas zu viel der Vorschusslorbeeren. Im Modell ist die Bremskufe zwar angedeutet und der Ballast bewegt sich tatsächlich auf dem Anhänger, doch wollten wir auf die mutwillige Selbstzerstörung des Modells verzichten, weshalb die Bremskufe dabei nicht ausgefahren wird. Umso wilder trieben es die Techniker dafür beim sogenannten „Steigen“ des Traktors: Wenn der Anhängepunkt zu hoch, die Frontgewichte des Traktors zu gering oder der Fuß des Fahrers zu grobmotorisch ist, hebt die Vorderachse mitunter bis über Führerstandshöhe ab. Nicht selten sollen dabei schon einige der leicht übermotorisierten ehemaligen Nutzfahrzeuge zu einem dauerhaften „Männchen-machen-Zustand“ übergegangen sein.

Das passiert unserem Profi-Miniatur-Pilot, Friedrich von und nach Fahringen, natürlich nicht – aber er lotet die Grenze bei seinen Fahrten definitiv aus. Auf dem Bild ist zu sehen, wie er, oder besser gesagt eine ausgefeilte Mechanik, dies anstellt. Dabei sind für alle vier Bewegungen – Fahrt, Steigen, (durch-) drehende Räder und Bewegung des Ballasts – sogar nur drei Motoren erforderlich.

Doch der Reihe nach: Unter der Anlage befindet sich die geheimnisumwobene Schattenwelt der Techniker. Dort befindet sich unterhalb der Tractorpulling-Strecke ein Schlitten, der in zwei Schienen läuft und von einem Schrittmotor angetrieben wird. Der Schrittmotor erlaubt eine sehr präzise Kontrolle der Bewegung, da er jedes Passieren eines seiner Magnete zurückmeldet (das ist ein sogenannter Schritt und davon gibt es pro Rotation mehrere). Oberhalb der Anlagenoberfläche sind auf dem Schlitten Traktor und Anhänger mittels dünnen Stäben befestigt, die durch einen Schlitz in der Streckenmitte die Oberfläche durchbrechen. Außerdem sind unten auf dem Schlitten zwei Motoren angebracht, welche den Ballast auf dem Anhänger bewegen. Ein weiterer kleiner Motor bewegt die Räder der Hinterachse des Traktors und simuliert deren Durchdrehen, wenn die Verzögerung durch den Anhänger zu groß wird. Übrigens wird im Wunderland grundsätzlich bei allen mechanischen Teilen und Motoren grundsätzlich mindestens 30 Prozent überdimensioniert. Dadurch werden die Bauteile nicht am Limit ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt, was die notwendige Wartungsintensität im jahrelangen Dauerbetrieb auf der Anlage erheblich reduziert.

Für die Bewegung beim Tractorpulling fehlt nun nur noch eins: Das Steigen des Traktors. Dafür hat sich Stefan wieder mal etwas so einfaches wie geniales ausgedacht. Anstatt aufwendig noch einen weiteren Motor zu verbauen, der über eine Kolbenstange oder ähnliches den Traktor anhebt und absenkt und durch die vielen kurzen Bewegungen auch noch kürzere Wartungsintervalle notwendig machen würde, hat er eine komplett passive Lösung gefunden. Zunächst wurde ein Brett an einer Seite mit der Stichsäge in einem kurvigen Muster abgesägt (siehe Foto). Darauf läuft ein Rad, das mit einer Feder dagegen gepresst wird und welches fix mit dem vorderen Ende des Traktors verbunden ist. Fährt der Schlitten nun entlang der Schiene, bewegt sich das Rad in der Vertikalen auf und ab und mit ihm auch der Traktor. So wurde es möglich, die Steigbewegung ohne großen Programmieraufwand für eine Motorsteuerung sehr rund auszuführen. Friedrich freut’s.