Modelleisenbahn - Der Einstieg
In fünf Schritten zum Modellbahner.
Auf dem Weg zum waschechten Modellbahner müssen ein paar grundsätzliche Entscheidungen getroffen werden. Wir verraten Ihnen, welche das sind.
Erste Erfahrungen, Appetitmacher
Heutzutage kann man in jeden x-beliebigen Modellbahnladen oder in einen Supermarkt gehen, ein Starterset irgendeines Herstellers kaufen, zuhause den Karton auspacken, die Einzelteile aufbauen und loslegen.
Die Preise hierfür liegen so um die 50 Euro aufwärts. Diese einfachen Sets bestehen im Normalfall aus einem Zug, einem Gleisoval (oder -kreis) und der notwendigen Energieversorgung (Trafo, elektronischer Regler oder ähnlichem). Der Einstieg wird somit wirklich jedem ermöglicht und es sind absolut keine Vorkenntnisse notwendig. Selbst das Erweitern der Bahn mit Ergänzungssets, einzelnen Bauteilen und Rollmaterial stellt dann kein großes Problem dar.
Wenn man sich jedoch dem Hobby Modellbahn mit etwas mehr Interesse nähert oder aber früher schon einmal eine Bahn hatte und heute wieder einen Einsteig sucht, könnte man sich im Vorfeld einige Gedanken machen, damit man hinterher nicht feststellen muss, 50 Euro unnötig oder ungeschickt investiert zu haben. Speziell mittel- und langfristig sind diese Überlegungen oft bares Geld wert. Zugegebenermaßen ist die Modellbahnbranche im Augenblick in einer schwierigen Phase, daher kann niemand eine Garantie darauf geben, wie sich das ein oder andere System bzw. diese oder jene Marke in Zukunft entwickeln werden.
Ob jemand im Laufe seiner persönlichen „Modellbahn-Hobby-Evolution“ zum Spielbahner, Betriebsbahner, Nietenzähler, Vitrinenbahner, Schachtelbahner oder was auch immer wird, ist am Anfang oft nicht absehbar. Daher möchten wir hierauf auch nicht weiter eingehen.
Grundsätzliche Überlegungen
Die wohl wichtigsten beiden Fragen am Anfang des Modellbahnhobbys (und auch später immer wieder) sind die Fragen nach dem vorhandenen Platz, der dadurch möglichen Spurweite und dem vorhandenen Budget. Erst dann folgen die Fragen nach der analogen oder digitalen Steuerung, oder dem „richtigen“ System, im Falle von Spur H0.
Platz vs. Spurweite
Wenn man schon im Vorfeld weiß, dass man überhaupt keine Modelbahnanlage bauen möchte, sondern lediglich Modelle sammelt, ist die Platzfrage eher eine organisatorische, vielleicht vom Fassungsvermögen der Vitrine begrenzte Variable. In (fast) allen anderen Fällen steht sie stellvertretend für die Wahl der sinnvollen Spurweite. In der Regel kann man sagen, je kleiner der Maßstab, desto mehr Anlage kann ich bei gleichem Platzbedarf umsetzen. Beschränke ich mich aber auf eine kleinere, dafür unter Umständen detailreiche, Anlage (bzw. Diorama), kann ich auch einen größeren Maßstab wählen.
Die in Deutschland dominierende Spurweite ist die Spur H0 (Maßstab 1:87), hier findet man auch das mit Abstand größte Angebot an Rollmaterial (also Loks, Wagen, Triebwagen). In diesem Maßstab gibt es leider zwei konkurrierende Systeme, die nur bedingt kompatibel sind. Hierauf wollen wir aber später separat eingehen.
Die zweit häufigste Spurweite ist die Spur N (Maßstab 1:160). Hier findet man ebenfalls ein breites Sortiment und auch das Handling der Modelle ist gut. Für viele N-Freunde ist der kleinere Maßstab und die damit einhergehende, großzügigere Anlagengestaltung ausschlaggebend. In Japan ist diese Spurweite daher sehr beliebt.
Zwischen diesen beiden Maßstäben ist die Spur TT (Maßstab 1:120) angesiedelt, die aber (historisch bedingt) ihren Schwerpunkt im Modellangebot und der Verbreitung in den neuen Bundesländern hat. Das Angebot an Modellen und Zubehör ist eher übersichtlich und viele Modellbahnhändler (speziell in den alten Bundesländern) haben TT gar nicht im Sortiment.
Einen regelrechten Boom dagegen hat in den letzten Jahren die Gartenbahn erlebt, und das, obwohl der hier führende Hersteller LGB in finanzielle Bedrängnis geraten ist. Sie wird meist als Spur G bezeichnet, was aber nicht offiziell anerkannt ist. Sie stellt im Prinzip eine Schmalspurbahn im Maßstab 1:22,5 dar, das Angebot an Rollmaterial unterstreicht dies. Der Vorteil dieser Bahn ist mit Sicherheit der Umstand, dass sie sowohl im Freien als auch (bei entsprechendem Platzangebot) in Räumen betrieben werden kann.
Zuletzt wird noch die Spur Z (Maßstab 1:220) erwähnt, die zwar umfangreiche Anlagen auf kleinstem Raum ermöglicht, aber auch ein sehr beschränktes Modellangebot aufweist. Wer allerdings gerne Züge auf längeren, naturalistischen Strecken fahren lassen will, wird im häuslichen Bereich diese Einschränkung in Kauf nehmen und dafür relativ natürlich aussehende Landschaften in einem Dachzimmer unterbringen können.
Für einige Maßstäbe werden auch Modelle, Gleise und Zubehör für die entsprechende Schmalspurvariante angeboten. Hier wird die Bezeichnung der Spurweite durch ein angehängtes m (Meterspur), e (750-mm-Spur) oder f (Feldbahn) ergänzt. Modellschmalspurbahnen oder auch Modellstraßenbahnen haben ihren eigenen Reiz, es gibt sogar entsprechende Startersets diverser Hersteller, aber für die überwiegende Zahl der Modellbahner ist es eher eine Ergänzung zur Normalspuranlage.
Wer gerne gleichzeitig in einem großzügigen Maßstab bauen und auch auf großen Anlagen fahren möchte, aber zu Hause nur ein beschränktes Platzangebot hat, der sollte sich mal mit dem Gedanken von Modulen anfreunden. Hier gibt es genormte Modulübergänge um ein reibungsloses Miteinander bei gemeinsamen Fahrtreffen zu gewährleisten, zum Beispiel Nordmodul und FREMO.
Qualität vs. Quantität
Mit einem unbegrenzten Budget lässt sich bekanntlich jedes Hobby bis zum Exzess betreiben. Da dies aber bei den wenigsten der Fall sein dürfte, ist es meist sinnvoll, sich einmal über die eventuellen Investitionen Gedanken zu machen. Einen, wie bereits eingangs beschriebenen, preiswerten Einstieg in die Modellbahnwelt findet man in den Startersets diverser Hersteller.
Speziell in der Spurweite H0 kann man relativ günstig Modell bahnen, da hier die Zahl der Wettbewerber am Markt am größten ist, was sich bekanntlich gern im Preis niederschlägt. Trotzdem gibt es auch hier nicht nur preiswerte Modelle, sondern auch unbezahlbare Raritäten, sei es aufgrund ihres Alters oder ihrer handwerklichen Kleinserienpräzision. Hier bleibt es letztendlich jedem selbst überlassen, ob er lieber eine umfangreiche Sammlung zu einem bestimmten Thema anlegt oder aber einige wenige Preziosen in edlem Ambiente präsentiert.
Abgesehen vom hohen Modellangebot und den daher eher günstigen Preisen der Spur H0 sind die Kosten für Modelle der sonstigen Spurweiten relativ gesehen gleich. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ein aufwändig gestaltetes Gebäude in Gartenbahngröße deutlich teurer sein kann als sein Pendant in H0 oder N.
Auch nicht vergessen darf man den Umstand, dass es seit dem Bestehen von eBay und ähnlicher Plattformen viel einfacher ist, zu günstigen Konditionen an entsprechende Modelle und Zubehör zu kommen. Ob man hier Neuware oder gebrauchtes Material kauft - mit der notwendigen Geduld und einem Quäntchen Glück kann man hier so manchen Euro sparen!
Analog vs. Digital
Wenn jemand heute in die Modellbahnerei neu einsteigt, sollte er überlegen ob er diese mit einer analogen oder einer digitalen Steuerung tun möchte. Auch wenn das Analoge nicht mehr so im Trend ist, bedeutet das nicht, dass man direkt zum Digitalen greifen sollte. Die Vorteile der digitalen Steuerung sind ein bedingt einfach zu handhabender Aufbau. Die Möglichkeit der problemlosen Mehrzugsteuerung, sowie eventuelle Sonderfunktionen aktueller Loks, welche eben nur digital abgerufen werden können. Für Besitzer älterer Modelle kann sich der Aufbau in analoger Technik dann lohnen, wenn sie ihre Loks nicht nachrüsten möchte, was in der Regel aber auch möglich ist. Den Umbau von analog zu digital kann ich nicht empfehlen. Wer sich zum Beispiel für den Modulbau interessiert, sollte sich vorher erkundigen, ob die in Frage kommenden Vereine oder Treffen analog oder digital fahren. Selbstverständlich hat auch die analoge Modellbahn ihre Vorzüge: Eine Reparatur ist weitaus einfacher (also für den Betroffenen selbst möglich) und wesentlich kostengünstiger, da man Fehler bei Digital auch schwierig(er) erkennt. Des Weiteren ist der Einbau von selbst gebauten Elektroteilen (zum Beispiel beschrankter Bahnübergang) in ein analoges System nicht so aufwendig, wie bei einem digitalen System. Auch dem Analogen gut zu schreiben ist, dass man darauf sowohl rein analoges, als auch digitales Rollmaterial verwenden kann. Sollte man sich jetzt für ein digitales System entschließen, muss man bedenken, dass man vom Modellbau her gesehen älteres Rollmaterial nicht nutzen kann (weil es damals noch kein digital gab).
Es haben sich am Markt 2 digitale Protokolle führend etabliert: